Inklusion beginnt mit einem Gespräch – Wie Offenheit in der Kommunikation Barrieren abbaut und Chancengleichheit fördert.
Kommunikation ist die Basis menschlicher Beziehungen – wir alle wollen verstehen und zugleich verstanden werden. Mit knapp drei Jahren konnte Mansur A. sich nicht verbal artikulieren und hatte große Schwierigkeiten, sich im Umgang mit anderen Menschen verständlich zu machen. Mansur A. ist Autist, „ein spezieller Autist“, wie er heute sagt: „Für mich bin ich normal!“ Autismus, genauer: Autismus-Spektrum-Störung, ist eine angeborene Entwicklungsstörung, die vor allem die Kommunikation sowie die gesamte soziale Interaktion mit anderen Menschen beeinflusst. „Im Rahmen der Familienentlastung lernte ich Mansur damals als Dreijährigen kennen“, erinnert sich Luitgard Wieser, Fachverantwortliche für Unterstützte Kommunikation bei Jugend am Werk. „Er kommunizierte schon, nutzte aber keine Wörter.“
Gemeinsam eine Sprache finden
Mithilfe von Methoden der Unterstützten Kommunikation, wie beispielsweise Symbolkärtchen sowie einem Tablet mit speziellen Applikationen, erarbeiteten die beiden gemeinsam seine sprachlichen und sozialen Kompetenzen. „Das zeigt, wie entscheidend es ist, individuelle Wege der Kommunikation zu fördern.“
Aus dem Dreijährigen ist mittlerweile ein Jugendlicher geworden, der nicht bloß seine Sprache gefunden, sondern 2024 in Kooperation mit Jugend am Werk ein Buch veröffentlicht hat. Unter dem Titel „Ich bin Autist. Aber wer bin ich wirklich?“ sammelt Mansur A. persönliche Erfahrungen und Erlebnisse rund um das Thema Autismus. „Es gibt Menschen, die Autisten sind, und es gibt Menschen, die es nicht sind“, schreibt Mansur, „manche Leute verstehen nicht, wie schwer es für mich ist, Autismus zu haben. Deshalb zeige ich Ihnen, wie ich jeden Tag aus meiner Sicht mit Autismus umgehe.“ Die Illustrationen im Buch hat er selbst gezeichnet.
Schlüssel zur Welt
Die mobilen Dienste von Jugend am Werk begleiten Mansur A. bereits seit dem Kleinkindalter. Als er von seiner Buchidee erzählte, war schnell klar, dass Jugend am Werk ihn dabei unterstützt: „Mansurs Entwicklung zeigt, welchen Unterschied moderne Ansätze wie die Unterstützte Kommunikation machen können“, so Walerich Berger, Geschäftsführer von Jugend am Werk. „Verstehen und verstanden werden ist ein wichtiger Schlüssel zu aktiver Teilhabe an unserer Gesellschaft. Über sein Buch öffnet Mansur uns die Tür zu seiner Wahrnehmung der Welt.“
Im November 2024 war es schließlich so weit: Mansur A. präsentierte gemeinsam mit Jugend am Werk das Buch in der Grazer Buchhandlung Büchersegler am Lendplatz. Seitdem ist das Buch im HERZLich Laden erhältlich. Mansurs Geschichte ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass es mit individueller Begleitung und speziellen Angeboten möglich ist, die eigenen Fähigkeiten Tag für Tag zu entfalten und zu entwickeln. Nach dem erfolgreichen Pflichtschulabschluss im vergangenen Jahr setzt Mansur seinen Bildungsweg an der HTL für IT in Kapfenberg fort.